Die Instinkttrinker melden sich zurück!

Kleine Rosé-Reihe, Teil 1

Wir sind zurück! Die Fastenzeit ist schon eine ganze Weile vorbei und es ist höchste Zeit wieder mit gezücktem Notizbuch das Kämmerlein zu öffnen, wo das weingefüllte Schwerlastregal wartet.

Auf der Türschwelle entscheiden wir uns dafür, nach der langen Wartezeit eventuelle Leser unseres Blogs mit einer programmatischen Neuerung zu überraschen. Genauer gesagt, wollen wir uns überhaupt an etwas wie einem Programm versuchen, noch genauer: An einer kleinen Reihe zu Rosés.

Die Wahl fällt auf den Elégance de Tourteau Chollet.

Siegfried probiert als erster und sagt sofort: „Ein richtiger Frühlingswein.“ Der erste Schluck ist von einem überraschend deutlichen, aber durchaus angenehmen Alkoholhauch umweht und ein kühler Geschmack – wie Messing – legt sich auf die Zunge. Siegfried erschmeckt süßen Taubnesselnektar, aber da ist noch eine andere deutliche Fruchtnote, auf die wir nicht direkt kommen.

Nach einigem Herumtasten haben wir es endlich: Es schmeckt nach weißem Plattpfirsich und dazu passt auch der ungewöhnliche, weiche, pelzige Nebenklang, der zusammen mit einer leicht bitteren Note an Pfirsichhaut erinnert. Charles vermeint darüberhinaus ein Prickeln festzustellen, aber Siegfried wiederspricht. Doch irgendetwas ist definitiv zu spüren, eine feinperlige Struktur, die auf den Geschmacksknospen schimmert.

Schon nach dem ersten Glas löst sich das Pelzige, Bittere auf und das Alkoholische verdichtet sich auf der Zunge zu einem Anklang kurzgereiften Cognacs. Ohne die bitteren Nebentöne tritt die Pfirsichnote jetzt klar und unmissverständlich hervor und macht für uns den Wein mit einem Schlag besonders. Siegfried hat die spontane Vision eines Frühlingsfestes mit Blumenschmuck aus weiß-orangenen Gestecken.

Wir beschließen: An einem lauen Frühsommerabend ist der Elégance de Tourteau Chollet genau der richtige Wein für einen Ausflug in den nächstgelegenen Park.