Nach Urlauben und Umzügen

Kleine Rieslingreihe, Teil 2

Werte Weingenießer,

zu viel Zeit ist vergangen nach der ersten Folge unserer Rieslingreihe. Der Sommer, der ewig zu sein schien, hat sich schließlich doch verflüchtigt. Und der Wein, den Charles in Folge 2 mitbringen wollte, ist als Mitbringsel zu einer Abendessenseinladung veruntreut worden.
Daher zückt er jetzt eine Flasche, die er zum Geburtstag bekommen hat. Von wem eigentlich? Jedenfalls wird sie gebührend zelebriert werden.

LAURENTIUSLAY, Riesling Spätlese vom Weingut Carl Loewen.

Gleich beim ersten Schluck schimmert Honig in all seinen Facetten. Ein dichter, voller Geschmack. Wundervoll. Siegfried ist begeistert und Charles dankt innerlich dem mittlerweile unbekannten Gönner.

Nur, wo bleibt der typische Rieslinggeschmack, den wir aus unserer Erinnerung mit Zitrusnoten verbinden? Die nächsten Schlücke bringen mehr Honiggeschmack, vielleicht auch Honigmelone? Schließlich meint Charles‘ feine Nase noch etwas anderes zu erahnen. Während sich dieser wundervolle Trunk seinem Ende zuneigt, erkennen die Instinkttrinker: Einen Hauch reifer Mandarine. Eine dieser ganz kleinen, an ihrer Süße schon zerfallenden Mandarinen, die man Tage nach Heiligabend unter dem nadelnden Baum findet. Und damit haben wir doch noch die Zitrusfrucht entdeckt. Hat man die Mandarine einmal im Sinn, spürt man auch ihre zarte Bitterkeit.

Ein wunderbarer Wein. Nicht kompliziert, aber klar und schön. In zwei Szenarien trinkbar:

Nach dem Essen zu einer kleinen Auswahl von Weichkäsen.

Oder an einem glühend heißen Nachmittag. Es sind Ferien, der Tag in einer fremden Stadt gleitet in wunderbarer Ereignislosigkeit dahin. Man sitzt zu zweit auf dem Balkon im Schatten und trinkt diesen Wein eisgekühlt. Man blickt hinaus ins schöne Nichts des Sonnentages und spürt hin, wie er einem langsam zu Kopf steigt.