Zugzwang

Eine Geburtstagsschlemmerei nähert sich dem Ende und wir sitzen an einem lauschigen Abend in einem von Kerzenlicht erleuchteten Innenhof. Der Geruch des frischen Lavendels betört unsere Sinne schon seit Stunden. „Ihr seid doch Blogger,“ mischt sich ein wohlbekannter weiblicher Gast vorlaut in unser Gespräch ein. „Ja…“ Wir kommen nicht mehr raus aus der Nummer. Eine Flasche Vinho Verde wird vor uns hingestellt mit einer ebenso charmanten, wie bestimmten Geste. „Über den müsst ihr schreiben.“

Aguarela Vinho Verde. Aha.

Es ist kurz vor Mitternacht, die Barbecue-Sauce hat die Geschmacksnerven bis zur Leistungsgrenze gedrängt, aber naja, wir lassen uns gerne die Gläser füllen.

Wir suchen nach der Jahreszahl auf dem Etikett, aber werden darauf hingewiesen, dass Vinho Verde immer vom Vorjahr ist. Logisch, wussten wir natürlich, nur vergessen.

Aber vor dem ersten Schluck muss die aromenverfälschende Duftkerze weggestellt werden, deren Dunst vor uns herumwabert. Wir sind schließlich keine Amateure. Richten sich alle Blicke auf uns oder bilden wir uns das nur ein? Ist es etwas stiller um uns geworden? Wir bringen unsere Augenbrauen in eine ausdrucksstarke Position und setzen die Gläser an.

Zuerst ein knisterndes Prickeln, das sich im Mund auftürmt und den frischen Geschmack einer gerade zubereiteten kalten Zitrone hat. Dann aber dreht der Aguarela einige Runden durch den Mundraum, bis wir vermeinen das erste Geheimnis entdeckt zu haben: Einen Grundton von grüner Pflaume, vielleicht sogar noch etwas unreif. Stachelbeere lässt sich außerdem noch hineindichten. Angenehm in einer heißen Sommernacht.

Wir trinken noch ein zweites und ein drittes Glas, um sicherzugehen, dass uns kein Aroma entwischt ist. Und ziemlich erfrischend ist der Tropfen, auch fernab der Atlantikküste. Wenn sich die frischen kühlen Fruchtnoten verflüchtigen bleibt die leichte Bitterkeit einer Physalis zurück.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert